Warum ein Smartphone keine Systemkamera ersetzen kann

Heute werden mehr Videos aufgenommen als je zuvor. Weil jeder ein Smartphone hat. Und das hat eine Kamera verbaut, die eigentlich sehr gute Videos aufnehmen können. Technisch gesehen. Mit 4K-Auflösung, Zeitlupen- und Zeitrafferfunktionen, Bildstabilisierung und unzähligen Apps haben Smartphones das Filmen so zugänglich gemacht wie nie zuvor.

Aber so praktisch und innovativ Smartphones auch sind – wenn es um professionelle Videoaufnahmen geht, können sie einer Systemkamera nicht das Wasser reichen. Warum? Schauen wir uns die entscheidenden Unterschiede einfach mal genauer an.

Sensorgröße und Bildqualität

Einer der größten Unterschiede zwischen deinem Smartphone und einer Systemkamera liegt in der Sensorgröße. Smartphones verwenden aufgrund ihrer kleinen Bauweise sehr kleine Sensoren, was sich direkt auf die Videoqualität auswirkt. Kleinere Sensoren fangen aber weniger Licht ein, was besonders in Situationen mit schwachem Licht schnell zu einem deutlichen Nachteil führt. Die Videos werden körniger und detailärmer.

Systemkameras dagegen sind mit großen Sensoren ausgestattet, die mehr Licht einfangen und somit schärfere, detailliertere und rauschärmere Videos liefern. Vor allem bei Low-Light-Szenen oder in kontrastreichen Umgebungen zeigt sich die Überlegenheit von Systemkameras.

Manuelle Kontrolle und Flexibilität

Blackmagiv Camera App fürs Smartphone
Die Blackmagic Camera App bietet viele Einstellungen fürs Smartphone (© Blackmagic Design)

Abhängig von der App, die du verwendest, bietet deine Smartphone-Kamera zwar viele automatische Modi und Optionen, die dir das Filmen erleichtern. Aber in Sachen manueller Kontrolle kommen sie schnell an ihre Grenzen. Das reicht wahrscheinlich für die meisten Nutzer aus, aber manchmal musst du den Automatik-Modus verlassen, um Einstellungen selbst vorzunehmen. Zum Beispiel Verschlusszeit, Blende oder ISO-Wert. Hier stößt du schnell an deine Grenzen.

Eine Systemkamera lässt dich diese Einstellungen vornehmen und du kannst kreative Aufnahmen mit Tiefenschärfe, Bewegungsunschärfe oder präzisen Belichtungseinstellungen machen. Etwas, das du mit deinem Smartphone wahrscheinlich nicht kannst.

Aufnahmeformate und Bitrate

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Möglichkeit, professionelle Videoformate und höhere Bitraten zu verwenden. Die meisten Smartphones komprimieren Videoaufnahmen stark, um Speicherplatz zu sparen. Das führt jedoch dazu, dass viele Details und Farbinformationen verloren gehen. Gerade bei der Nachbearbeitung, beispielsweise beim Color Grading, stoßen Videos aus Smartphones schnell an ihre Grenzen, da nicht genügend Daten vorhanden sind, um große Anpassungen vorzunehmen.

Systemkameras bieten hingegen die Möglichkeit, Aufnahmen mit einer höheren Bitrate oder gleich im RAW-Format zu filmen. Damit hast du in der Nachbearbeitung viel mehr Spielraum. So kannst du Farben, Kontraste und Details präzise bearbeiten, ohne dass die Qualität leidet.

Tonqualität

Smartphones haben zwar ein internes Mikrofon, die Tonqualität ist aber aufgrund der kompakten Bauweise beschränkt. Hintergrundgeräusche, Windrauschen und eine begrenzte Aufnahmebandbreite führen dazu, dass der Ton oft dumpf und unpräzise wirkt. Externe Mikrofone können zwar an einige Smartphones angeschlossen werden, aber das bleibt meist eine Notlösung.

Systemkameras bieten hier weitaus mehr Möglichkeiten. Sie haben nicht nur bessere integrierte Mikrofone, sondern auch Anschlüsse für professionelle externe Mikrofone und sogar XLR-Adapter, die hochwertige Audioaufnahmen ermöglichen. Der Ton ist ein entscheidender Bestandteil eines Videos, und hier zeigt sich deutlich die Stärke der Systemkamera.

Stabilisierung und Bewegung

Fahrrad in Bewegung

Bildstabilisierung kannst du auf zwei Arten machen: Elektronisch oder optisch. Die elektronische Variante nimmt dein Bild etwas größer auf und berechnet eine stabile Aufnahme. Die optische Variante braucht entsprechende Objektive, in denen die Linsen speziell gelagert sind. Weil dein Smartphone aber kein Wechselobjektiv hat, wirst du wahrscheinlich eine elektronische Bildstabilisierung drinnen haben.

Diese Systeme funktionieren gut für schnelle, alltägliche Aufnahmen, haben aber auch ihre Nachteile. Sie führen zu einem Qualitätsverlust der Aufnahme, sind nur begrenzt einsetzbar bei schnellen Bewegungen und können zu Verzerrungen führen. Weil sie nur dafür ausgelegt sind, verwackelte Aufnahmen auszugleichen.

Viele Systemkameras und Objektive haben eine optische Bildstabilisierung, die nicht nur leichtes Wackeln ausgleichen können, sondern auch schnelle Bewegungen ohne Verzerrungen und Bildartefakte aufnehmen können. Das Ergebnis wirkt viel professioneller als mit dem Smartphone.

Die Vorteile deiner Smartphone-Kamera

Ich bin absolut kein Gegner von Videos Aufnehmen mit dem Smartphone. Im Gegenteil, ich filme sogar relativ oft damit. Weil es ein paar entscheidende Vorteile hat.

  • Immer dabei und sofort einsatzbereit: Mein Smartphone ist eigentlich immer mit dabei. Und wenn sich die Gelegenheit für eine Aufnahme ergibt, dann ist es schnell einsatzbereit. Das macht es unschlagbar für spontane Aufnahmen.
  • Benutzerfreundlichkeit: Smartphones sind mit automatischen Modi und intelligenten Algorithmen ausgestattet, die es einfach machen, schnell und ohne Vorkenntnisse gute Videos aufzunehmen.
  • Vielseitige Apps und Sofort-Bearbeitung: Es gibt eine unendliche Anzahl von Video-Apps, die einfache Bearbeitungsfunktionen bieten und es ermöglichen, Videos direkt auf dem Gerät zu schneiden, zu bearbeiten und sogar sofort zu veröffentlichen.
  • Eingebaute Software-Stabilisierung: Die meisten Smartphones verfügen über Softwarelösungen zur Bildstabilisierung, die selbst ohne zusätzliches Equipment für relativ stabile Aufnahmen sorgen.

Es gibt aber auch Nachteile

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das gilt auch fürs Smartphone. Weil manchmal brauche ich meine Systemkamera.

  • Begrenzte Sensorgröße: Die kleinen Sensoren in Smartphones schränken die Videoqualität erheblich ein, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen oder hohen Kontrasten.
  • Eingeschränkte manuelle Kontrolle: Smartphones bieten nur begrenzte Möglichkeiten, Einstellungen wie ISO, Blende und Verschlusszeit manuell zu steuern, was für kreative oder anspruchsvolle Videoaufnahmen ein Nachteil ist.
  • Tonqualität: Trotz interner Mikrofone bleibt die Tonqualität oft unzureichend für professionelle Aufnahmen. Externe Mikrofonlösungen sind meist nur Notlösungen und nicht so leistungsstark wie bei Systemkameras.
  • Komprimierung und Dateiformate: Smartphone-Kameras komprimieren Videos stark, was die Nachbearbeitung erschwert. Professionelle Formate und höhere Bitraten sind oft nicht verfügbar.
  • Eingeschränkte Flexibilität: Die Flexibilität, verschiedene Objektive oder Zubehör zu verwenden, fehlt bei Smartphones komplett. Das schränkt die kreativen Möglichkeiten ein, insbesondere für spezialisierte Aufnahmen.

Smartphones sind gut. Mit einem Aber.

So praktisch Smartphones für Videos auch sind, sie haben in manchen Situationen ein paar entscheidende Nachteile. Die Qualität der Videos schaut zwar auf den ersten Blick gut aus, in der Nachbearbeitung kann ich Smartphone-Aufnahmen aber nicht ausstehen. Der Ton ist schlecht, die Farbe lässt sich nicht wirklich korrigieren und schnelle Bewegungen sind verschwommen.

Weil es aber trotzdem immer mit dabei ist, nehme ich eigentlich viele Videos damit auf. Die ich aber höchstens per WhatsApp verschicke. Für alles andere nehme ich meine Systemkamera.

Wenn du Videos auf einem höheren Niveau aufnehmen möchtest, führt kein Weg an einer Systemkamera vorbei. Die Möglichkeiten, die so eine Kamera bietet, lassen sich einfach nicht mit einem Smartphone erreichen, selbst wenn das Smartphone noch so viele Tricks und Funktionen hat.

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