Schalldämmung fürs Tonstudio um wenig Geld

Wenn du deine eigenen Videos aufnehmen möchtest, dann wirst du irgendwann mal vor der Herausforderung stehen, ein Voiceover aufzunehmen. Weil du aber kein Tonstudio zu Hause hast, nimmst du das halt schnell mal im Wohnzimmer auf. Die Qualität ist dann aber wahrscheinlich eher bescheiden. Es hallt, du hast vielleicht auch Nebengeräusche drinnen und es kling auf keinen Fall professionell. Weil dir etwas Wichtiges fehlt: Die Schalldämmung.

Du musst jetzt aber nicht gleicht hunderte oder sogar Tausende Euros für Schalldämmung und Equipment ausgeben, damit du dir ein eigenes Tonstudio baust. Das geht auch mit weniger. Wenn du das so machst, wie ich es gemacht habe. Mit einfachen Mitteln.

Der Raum für deine Aufnahmen

Kirche von Innen
Sowas hat halt nicht jeder als Tonstudio zur Verfügung

Bei der Auswahl des Raumes gilt: Je größer der Raum, desto besser. Der Nachhall in der Audio-Aufnahme entsteht nämlich durch Schallwellen, die du beim Sprechen erzeugst und ein paar Millisekunden später von einer Wand oder einem Möbelstück zurückgeworfen wird. Und je weiter die Wand weg ist, desto besser. Einfaches Beispiel: Es macht einen Unterschied, wenn du in einer Kirche oder auf dem Klo singst. Klingt zwar beides schlecht, aber in der Kirche hast du weniger Nachhall als auf dem Klo. Weil die Wände viel weiter weg sind.

Gut, jetzt sind wir nicht alle Pfarrer und haben eine Kirche zur Verfügung. Weil du das nehmen musst, was du hast, nimm einfach den größten Raum, den du in deiner Wohnung oder im Haus finden kannst. Zum Beispiel dein Schlafzimmer. Das hat nämlich noch einen zweiten Vorteil. Es steht ein Bett drinnen und du hast Vorhänge an den Wänden. Beides schluckt nämlich den Schall und macht dadurch eine gute Schalldämmung.

Der Grundriss des Raumes sollte rechteckig sein. Damit kannst du nämlich den Schall besser kontrollieren. Schräge Wände oder eine Dachschräge werfen nämlich den Schall nicht im rechten Winkel zurück, sondern irgendwo hin. Das kann den Nachhall verstärken.

In meinem Fall habe ich einen eigenen Raum zur Verfügung. In meinem Büro zu Hause. Das hat knapp fünfzehn Quadratmeter und alle Wände sowie die Decke stehen im rechten Winkel zueinander. Das sind schon mal gute Voraussetzungen. Aber für ein Tonstudio brauchts noch mehr als einen leeren Raum.

Einrichtung

Wahrscheinlich ist dir schon einmal aufgefallen, dass der Hall in einem leeren Raum größer ist als in einem Raum mit Möbeln, Vorhängen und Teppichen. Der Schall wird von einer Wand zur anderen und von der Decke zurück zum Boden geworfen. Und wenn da nichts steht, kann der Schall ungehindert herumreisen.

Grundsätzlich gilt: Je weicher und dicker das Material ist, desto besser wird der Schall „geschluckt“. Stecke einfach mal den Kopf unter eine Decke und du merkst, dass da gar kein Echo zurückkommt. Umgekehrt ist es bei harten Materialien wie Wände, Türen und Fenster. Die werfen den Schall nämlich zurück. Deshalb auch mehr Hall in einem leeren Raum.

Meine ersten Tonaufnahmen habe ich tatsächlich so gemacht. Ich hatte keinen geeigneten Raum, deshalb habe ich meinen Kopf und das Mikrofon unter eine Decke gesteckt. Das war die beste Schalldämmung, die ich finden konnte. Nur war es eng und unglaublich heiß. Nicht empfehlenswert.

Du brauchst jetzt also nicht damit anzufangen, Matratzen an die Wände zu kleben. Das geht auch einfacher. Mit Möbel, Vorhängen und einem Teppich. In meinem Fall habe ich zuerst einmal ein paar Bücherregale und einen Schreibtisch reingestellt. Auf den Holzboden habe ich einen Teppich gelegt. Und vor die Fenster Vorhänge. Das verbessert die Raumakustik schon erheblich, weil sämtliche Materialien eine gute Schalldämmung ergeben.

Anschließend habe ich mit dem kostenlosen Programm Room EQ Wizard die Akustik im Raum ausgemessen. Dazu brauchst du nur einen Lautsprecher und ein Mikrofon. Die stellst du dort auf, wo du später deine Aufnahmen machen möchtest, und beginnst eine Messung. Normalerweise ist die optimale Position für Tonaufnahmen in der Mitte des Raumes. Manchmal geht das aber nicht. So wie in meinem Fall. Mein Schreibtisch steht an der Seite, deshalb habe ich dort gemessen. Das Ergebnis war zwar nicht schlecht, ich hatte aber noch ein paar Wandflächen, wo keine Möbel davorstanden. Die verursachen genauso ein Echo. Und damit musste etwas geschehen.

Schalldämmung fürs Tonstudio

Wandbild für Tonstudio
Auch ein Bild ist ein Schallfresser

Nachdem du Möbel und einen Teppich in deinen Raum gegeben hast, brauchst du jetzt noch etwas, das du auf die freien Wandflächen hängst. Eine so genannte Schalldämmung. Fachleute nennen sowas Absorber, Bassfallen und Diffusoren. Die kannst du beim Profi kaufen, der dir den Raum auch vorher ausmisst und entsprechende Materialien zur Verfügung hat. Da kommst du schnell auf ein paar Hundert Euro. Das geht auch günstiger.

Die Aufgabe der Schalldämmung ist es, den Schall zu schlucken. Deshalb sollte er auch aus einem eher weichen Material sein. Polster, Decken und Vorhänge zum Beispiel. Oder Bilder. Natürlich eines auf einer Leinwand, nicht hinter Glas. Die wirken tatsächlich Wunder. Hier gibt’s eine gute Auswahl in allen möglichen Größen im Baumarkt oder bei IKEA. Die schauen nicht nur gut aus, sie kosten auch relativ wenig. Eine optisch ansprechende Akustikfalle sozusagen.

Das Bild habe ich bei Amazon bestellt und an die Wand gehängt. Um wirklich günstige dreißig Euro. Das hat schon Mal ein Problem gelöst. An der Wand neben mir habe ich zwei Bassfallen aufgehängt. Die sind knapp zwei Meter lang, sechzig Zentimeter breit und selbst gemacht. Mit einer Platte aus dem Baumarkt, etwas Schaumstoff und zwei Kuscheldecken von Jysk. Gesamtkosten ungefähr vierzig Euro. Mit einem mehr als ausreichenden Ergebnis. Ich habe an meinem Schreibtisch so gut wie kein Echo. Und weil ich so geschickt bin, kann ich die Bassfallen auch als Bank nehmen. Zum Draufsetzen.

Genau das solltest du in deinem Raum auch machen. Falls du jetzt nicht irgendwelche Bassfallen selbst bauen willst, kannst du die Kuscheldecken auch direkt aufhängen. Oder du kaufst dir ein so genanntes Soundshield. Die Kosten genauso viel wie das, was ich gemacht habe. Der Effekt ist der Gleiche, nur schauen die nicht so gut aus wie meine Kuscheldeckenbassfallen.

#4 Das Mikrofon

Mikrofon

Damit du in deinem Tonstudio auch Aufnahmen machen kannst, brauchst du noch ein Mikrofon. Und hier darfst du nicht sparen. Denn der Unterschied zwischen den Mikros ist enorm. Mein erstes Mikrofon, das ich mir gekauft habe, war irgendeines auf Amazon für 25 Euro. Und genauso billig hört es sich an. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich – mach es richtig.

Seit ein paar Jahren habe ich das Røde NT1-A. Ein absolutes Top-Mikro, das ich mir so auch nicht mehr kaufen würde. Denn es hat knapp 250 Euro gekostet und kommt mit einem XLR-Anschluss daher. Damit du das an deinen Laptop hängen kannst, brauchst du noch ein Mischpult. Das kostet jetzt zwar keine Lawine, steht aber immer am Schreibtisch rum.

Heute würde ich mir ein USB-Mirko kaufen. Die gibt’s von Røde genauso, wie zum Beispiel das Røde NT-USB MINI. Das kriegst du um rund hundert Euro und es kommt auch gleich mit einem praktischen Tisch-Aufsteller. Die Qualität ist mehr als ausreichend und noch immer um Längen besser als mein 25-Euro Mikro.

Zusammengefasst

Dein eigenes Tonstudio muss nicht die Welt kosten. In meinem Fall hat es – ohne Mikrofon – nicht einmal hundert Euro gekostet. Und es sieht auch noch wohnlich aus. Natürlich ist es ein Kompromiss, weil es wahrscheinlich nicht mit einem professionellen Studio mithalten kann. Dort findest du wirklich professionelle Schalldämmung. Das war aber auch nicht mein Anspruch. Ich wollte ein Büro haben, in dem ich auch Audio-Aufnahmen machen kann. Und genau das ist es geworden.

Wenn du dir auch ein eigenes Tonstudio bauen willst, dann schreibs doch in die Kommentare. Denn du brauchst nicht die gleichen Fehler zu machen wie ich. Zum Beispiel Schaumstoff-Pyramiden kaufen, die jetzt im Keller liegen. Und in den Kommentaren gibt’s sicher eine Antwort auf deine Fragen.

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