Alle machen es. Ob Autowerkstatt, Maler oder EDV-Heinis. Sobald die den Finger das erste Mal bewegen, fängt die Uhr an zu ticken. Und da Zeit in diesem Fall ja bekanntlich Geld ist, fangen auch die Kosten an zu laufen. Genauso ist es auch beim Videos machen.
Nachdem das Ganze mit Arbeit verbunden ist, solltest du deinen Stundensatz kennen. Damit du dann am Ende des Tages eine Rechnung schreiben kannst und Geld dafür bekommst. Aber wie berechnest du als Freelancer eigentlich deinen Stundensatz? Daumen mal Pi? Oder schauen, was andere verlangen? Das gibt unter Umständen ein böses Erwachen. Und du willst deine Zeit ja nicht herumrechnen verplempern, sondern Videos machen. Deshalb erklären wir hier mal, wie wir das machen. Und wenn dich das eigentlich nicht interessiert, wie es geht, dann gibt’s weiter unten einen Link zu einem Excel, das du dafür verwenden kannst.
Was brauchst du zum Leben?
Zuerst einmal solltest du überlegen, was du am Ende eines Monats am Konto brauchst, damit dir das Geld nicht am fünfzehnten des nächsten Monats schon ausgeht. Was du also zum Leben brauchst, damit du nicht verhungerst, deine Miete bezahlen kannst und auch ein oder zwei Mal zu McDonalds zum Essen fahren kannst. Oder dir auch alle paar Monate eine neue Kamera kaufen kannst. Das ist deine Ausgangslage.
Sagen wir mal, du brauchst monatlich 2.000 Euro am Konto, damit du auskommst. Wenn du jetzt denkst, das ist ja einfach, dann mach ich zwei, drei Videos und fertig, hast du dich geschnitten. Weil das ist dein Netto-Verdienst. Du musst ja auch noch Steuern, Sozialversicherung und den ganzen Schmarrn einrechnen.
Schlag was drauf
Damit es einfach bleibt, erkläre ich dir hier jetzt nicht, wie die Berechnung der Steuern funktioniert. Weil erstens kenne ich mich damit nicht aus und zweitens ist das je nach Land unterschiedlich.
Um auf der sicheren Seite zu bleiben, rechnen wir einfach den Betrag, den du brauchst, mal 1,75. Und dann nochmal mal 2,3. Damit berücksichtigst du die ungefähren Steuern und Abgaben. Ist tatsächlich so. In Österreich zahlst du zum Beispiel 6,8% vom Umsatz für die Sozialversicherung, 18.5% für die Pensionsversicherung, dann noch – je nach Jahresumsatz – Einkommenssteuer bis zu 50% und darüber hinaus auch noch Umsatzsteuer von 20%, wenn du mehr als 35.000 Euro im Jahr umsetzt.
Damit kommen sage und schreibe 8.050 Euro raus. Das sind deine monatlichen Kosten, die du hast. Für dich selbst. Das meiste daran wird der Staat verdienen.
Rechne zusammen
Jetzt musst du noch zusammen rechnen, was dich dein Equipment gekostet hat und welche laufenden Kosten du hast. Sagen wir mal, du hast dir die Panasonic Lumix GH6 gekauft, die kostet rund 2.000 Euro. Objektiv dazu nochmal 800 Euro. Damit sind wir auf 2.800 Euro, die du bisher ausgegeben hast.
Dann noch deinen Rechner zum Schneiden dazugeben – sagen wir mal 2.500 Euro – und du bist auf 4.300 Euro, die dir dein Equipment gekostet hat. Wenn du noch mehr gekauft hast, dann gehört das auch dazu. Aber lassen wir es einfach mal dabei. 4.300 Euro für Equipment also.
Dann hast du noch laufende Kosten. Zum Beispiel die Miete für dein Studio. Oder das Abo für die Adobe Creative Cloud. Oder das Leasing fürs Auto. Einfach alle Kosten, die du monatlich hast, damit du deine Videos auch machen kannst. Nehmen wir dafür einfach als Summe mal 2.000 Euro pro Monat an. Damits einfacher wird zum Rechnen.
Auf die Stunde kommt es an
Du hast jetzt also mal die Kosten. 8.050 Euro für dich und den Vater Staat im Monat, dann 2.000 Euro für Studio, Auto, Adobe und so weiter. Und einmalige Ausgaben von 4.300 Euro. Da kommt schon was zusammen. Aber wie komme ich jetzt von den Beträgen, die mal monatlich, mal einmalig sind, auf einen Stundensatz?
Ganz einfach. Zuerst musst du wissen, wie viele Stunden du im Jahr arbeiten kannst. Einfach wäre, 40 Stunden pro Woche mal vier Wochen pro Monat und das mal zwölf zu rechnen. Das sind insgesamt 1.950 Stunden. Das ist aber falsch. Weil es auch Feiertage gibt, du vielleicht mal auf Urlaub bist oder krank zu Hause liegst. Der Richtwert für die jährliche Arbeitszeit, in dem das Alles berücksichtigt wird, sind 1.567 Stunden. Die du theoretisch Arbeiten kannst.
Von diesen 1.567 Stunden wirst du aber nicht jede einzelne verrechnen können. Denn es gibt auch noch andere Dinge zu tun. Zum Beispiel neue Kunden akquirieren, deinen Rechner neu aufsetzen oder einen Termin beim Steuerberater haben. Irgendwas ist immer.
Wenn du auf der sicheren Seite sein willst, dann nimm von diesen 1.567 Stunden, die du insgesamt Arbeitest, etwa zwei Drittel. Das sind 1.044 Stunden. Runden wir das einfach auf 1.000 Stunden, die du verrechnen kannst. Pro Jahr, versteht sich.
Jetzt dividiere mal
Jetzt wird’s zum Rechnen. Die monatlichen Personalkosten – das bist du – belaufen sich auf 8.050 Euro. Für die Betriebskosten fallen noch einmal 2.000 Euro pro Monat an. Das sind fixe monatliche Kosten von insgesamt 10.050 Euro.
Für das Equipment fallen einmalig 4.300 Euro an. Die rechnest du aber nicht monatlich. Diese Kosten werden auf drei Jahre aufgeteilt. Weil du wahrscheinlich die Kamera und den Rechner drei Jahre nutzen wirst. Und das auch die AfA („Absetzung für Abnützung“) ist. Somit ergibt sich 4.300 Euro für Equipment dividiert durch 36 Monate. Das sind 119,45 Euro, die zu den monatlichen Kosten dazugerechnet werden.
Deine monatlichen Kosten betragen also 10.169,45 Euro. Und die gilt es abzudecken. Auf der anderen Seite haben wir 1.000 Stunden pro Jahr, die wir verrechnen wollen. Das sind 83,33 Stunden im Monat.
Jetzt musst du deine monatlichen Kosten von 10.169,45 Euro durch 83,33 Stunden pro Monat rechnen. Das ergibt 122,04 Euro pro Stunde. Ein Arbeitstag hat acht Stunden. Somit ergibt das einen Tagessatz von 976,31 Euro. Damit hast du alles abgedeckt. Dein Equipment, deine Miete und die Kohle, die du zum Leben brauchst.
Ja, ich höre den Aufschrei.
Ich kann jetzt alle bis hierher hören. “Das ist viel zu teuer”, “Das gibt der Markt nicht her”, “Es gibt welche, die viel billiger sind” und so weiter. Natürlich gibt es welche, die viel billiger sind. Aber für wie lange? Du kannst auch deinen Stundensatz mit fünfzig Euro angeben. Dann filmst du aber mit deinem alten Smartphone, schneidest am alten Rechner und verdienst am Ende des Monats gerade mal ein Happy Meal bei McDonalds. Schönes Leben.
Und der Markt gibt es her. Wenn jeder seinen Stundensatz richtig berechnen würde. Die Wirtshausrechnung – “Der Preis für ein Glas Wein ist der Einkaufspreis für die Flasche” – funktioniert heute auch nicht mehr. Die müssen auch kalkulieren und werden dadurch teurer. Da wird es aber akzeptiert. Zähneknirschend. Genauso wie der Stundensatz für den Automechaniker.
Wenn du anderer Meinung bist, dann schreibs doch in die Kommentare. Damit andere das auch wissen.
Du hast nix verstanden? Kein Problem
Wenn du nur Bahnhof verstanden hast, aber trotzdem bis hierhin gelesen hast, dann Glückwunsch. Du hast Durchhaltevermögen. Und das wird belohnt. Denn wenn dir das Herumrechnen zu blöd oder zu kompliziert ist, dann gibts Hilfe von uns. Mit einer netten Excel-Vorlage, mit der du deinen Stundensatz berechnen kannst. Die Vorlage kannst du hier kaufen. Für null Euro. Dann muss ich nämlich keine Steuern zahlen…