Ich hab mir eine DJI Inspire gekauft. Zumindest wollte ich das. Wurde aber nichts draus. Und warum nicht? Weil ich ganz einfach nicht blöd bin.
Vorgeschichte
Wenn man meinen Blog verfolgt, weiß man, dass ich mir eine Drohne kaufen möchte. Weil ich aber nicht gleich das neueste und tollste haben möchte, habe ich mich mal bei diversen Anbietern für gebrauchte Gegenstände umgesehen. Nach langem suchen wurde ich sogar fündig. Eine DJI Inspire V2 mit vier Akkus und zwei Fernbedienungen. Warum zwei? Weil eine nicht reicht. Deswegen. Der Preis war ein echtes Schnäppchen. Dachte ich zumindest, weil bisher habe ich keinen Cent dafür bezahlt. Dafür habe ich aber auch noch nichts bekommen.
Schicks mir die Inspire per Nachnahme
Über shpock habe ich die DJI Inspire V2 gefunden. Mehr als ausreichend Zubehör, kaum geflogen, zu einem Preis, der unschlagbar günstig war. 850 Euro für das Gerät ist nicht viel. Der Artikelstandort ist Erfurt in Deutschland. Das liegt jetzt nicht gerade ums Eck. Ich wäre zwar diese Woche in Stuttgart gewesen, aber selbst von dort sind es nochmal vier Stunden bis Erfurt. Da fährt man nicht einfach mal so vorbei. Also dachte ich mir, soll mir der das Ding doch einfach per Nachnahme schicken. Das geht bei DHL ganz einfach, kostet knapp vier Euro und ich bezahle erst, wenn ich das Päckchen in der Hand habe. Alles andere wäre finanzieller Selbstmord. Dann ging der Spaß aber erst los.
Neu hier?
Der Verkäufer war neu. Hat sich genau an dem Tag registriert, an dem er den Artikel reingestellt hat. Ok, das habe ich auch mal gemacht. Damals, als ich meinen alten Rasenmäher für sein Sechsertragerl Bier verkauft habe, habe ich mich auch neu registriert. Ist also nichts außergewöhnliches. Er hat zwei Artikel reingestellt. Eine Garmin-Uhr und die DJI Inspire. Ok, dann mistet er halt mal aus und verkauft sein altes Zeug. Soweit, so gut. Nachdem wir den Deal abgeschlossen hatten, gratulierte er mir, schrieb noch rein, dass er sich endlich seine neue Kamera kaufen könnte und ich ihm das Geld vorab auf sein Konto überweisen sollte. Wenn er das Geld hat, schickt er mir die Drohne. Genau, ganz sicher.
Brauchst du Geld?
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nichts schlimmes. Der Typ hatte sich ja gerade eben registriert und noch keine Erfahrung damit. Also habe ich ihm geschrieben, dass er das Paket doch bitte bei DHL per Nachnahme verschicken soll. Die Gebühren dafür und die Versandkosten übernehme sowieso ich. Es wäre also nicht wirklich mehr Aufwand gewesen. Doch dann ging der Spaß erst richtig los. Der Verkäufer hat meinen Vorschlag sofort abgelehnt, weil beim letzten Mal, als er das gemacht hat, musste er dreizehn Tage auf sein Geld warten. Wow, der hatte das Geld aber wirklich dringend nötig. Wahrscheinlich hatte er einen Kamera-Notstand und musste schnellstmöglich Geld auftreiben, damit er sich seine Sony Alpha kaufen könnte.
Willst du mir Drohen?
Ab diesem Zeitpunkt wurde er unfreundlich. Er fragte mich, was mein Problem ist. Er würde die Inspire sowieso versichert verschicken und fachgerecht verpacken. Also alles kein Problem. Sag mal gehts noch? Auch wenn du das Paket versichert verschickst, bringt mir das nichts. Wenn ich das Geld von meinem Konto auf sein Konto überweise, kann ich duschen gehen. Kein Käuferschutz, nix. Wenn der auf die Idee kommt, das Geld zu behalten und die Inspire dann doch nicht zu verschicken, schaue ich durch die Finger. Keine Chance, jemals wieder an mein Geld zu kommen. Das habe ich ihm auch erklärt, deshalb werde ich kein Geld überweisen. So blöd bin ich dann auch wieder nicht.
Das letzte mal
Eins machte mich aber stutzig. Nämlich der Satz “das letzte mal musste ich dreizehn Tage auf mein Geld warten”. Moment, der war neu bei shpock. Also kanns hier nicht gewesen sein. Deshalb recherchierte ich einmal ein wenig. Und wurde fündig. Ich hatte ja seine E-Mail Adresse und seinen Namen. Bei ebay hatte er zwei Artikel verkauft. Ein DJ-Mischpult und eine Grafikkarte. Der Artikelstandort fürs Mischpult war Schleswig-Holstein, die Grafikkarte war in Berlin. Außerdem hatte er ein UHD-Notebook auch noch drinnen. Dieses mal in Niedersachsen. Der zieht aber oft um.
Verdächtig, verdächtig
Die Artikel wurden alle unter dem gleichen Namen reingestellt . Komisch war aber, dass beim Mischpult der Verkäufer seit März 2017 aktiv war, bei der Grafikkarte seit April 2017 und beim Notebook seit November 2013. Der zieht nicht nur oft um, der vergisst auch jedes Mal seinen Benutzernamen und sein Kennwort. Ab diesem Zeitpunkt hatte ich den Deal schon abgeschrieben. Zum Glück war ja kein Cent geflossen. Aber es machte mich neugierig und ich wollte mehr herausfinden.
Ruf mich an
Ich machte ihm das Angebot,. dass er mich anrufen sollte. Ich wollte das mit ihm persönlich besprechen. Das hin- und herschreiben interessierte mich nicht mehr. Am Telefon kann man sich das doch viel besser ausmachen. Dafür gab ich ihm auch meine Handynummer. Was aber zurückkam, wunderte mich. Er fragte mich, ob ich auch eine Festnetznummer hätte und wann er mich erreichen könnte. Alter, in welcher Zeit lebst du? Wozu braucht der eine Festnetznummer? Damit er mich aus der Telefonzelle anrufen kann? Ich habe erstens keine Festnetznummer und zweitens war ich zu diesem Zeitpunkt in Stuttgart. Das habe ich ihm auch geschrieben. Weil ich wusste, was als nächstes kommt.
Hol die Inspire doch ab
Es kam der Vorschlag, dass ich mir die Drohne beim Rückweg aus Stuttgart doch bei ihm abholen könnte. Genau, aus Erfurt. Von Stuttgart nach Linz sind es 550 Kilometer und fünf Stunden Autofahrt. Der “Umweg” über Erfurt würde die Fahrzeit verdoppeln. Neun Stunden und neunhundert Kilometer. Zum Glück bot er mir aber eine zweite Variante an. Ich sollte ihm doch die Hälfte vorab überweisen, dann würde er mir das Paket schicken. Die andere Hälfte müsste ich ihm erst bezahlen, wenn ich die Drohne erhalten und einen Probeflug gemacht habe. Dafür würde er aber eine Kopie meines Personalausweises brauchen. Und das Geld müsste ich ihm auf das Konto seiner Freundin überweisen, weil er sonst Mehrwertsteuer nachzahlen müsste. Jetzt wurde es lustig.
Ich möchte ein Spiel spielen
Vorweg: Ich habe keinen Personalausweis, nur einen Reisepass und einen Führerschein. Beides würde ich niemals an eine Privatperson verschicken. Außerdem, was macht er dann mit der Kopie? Mich verklagen? Erpressen? Meine Identität auslöschen? Sinnlos.
Ich kenne mich auch nicht wirklich mit deutschem Steuerrecht aus. Wieso müsste er Mehrwertsteuer nachzahlen, wenn ich ihm Geld auf sein Konto überweise? Gut, er meinte, dass es ein Geschäftskonto wäre, aber ich gehe nicht davon aus, dass hier ohne Rechnung Mehrwertsteuer fällig wird.
Zuerst wollte ich ihm zurückschreiben, dass ich das so nicht mache, das Konto der Freundin wahrscheinlich in Polen, Rumänien, der Türkei oder Nigeria ist und ich vom Kauf zurücktrete. Mir wurde das einfach zu bunt. Aber dann machte ich ein Spiel daraus. Ich fragte ihn nach der Kontonummer seiner Freundin.
Ich melde dich mal
Gleichzeitig meldete ich den Fall bei Shpock. Dort wird übrigens empfohlen, die Kommunikation nur über die eigene Chat-Funktion zu führen. Damit das ganze auch nachvollziehbar ist.
Und dann ging es schlag auch schlag. Der Verkäufer schrieb mich an und fragte mich nach meiner E-Mail Adresse.Würde die Kommunikation vereinfachen und so weiter. Natürlich gebe ich dem meine E-Mail Adresse nicht. Ich kriege schon genug Spam. Kurz darauf meldete sich Shpock und riet mir zu einer sicheren Bezahlung über Paypal mit Käuferschutz.
Für wie blöd hältst du mich?
Ich würde auch nichts anderes machen. Wobei Paypal mit Käuferschutz auch so eine Sache ist. Die Entscheidung, ob ich mein Geld zurückbekomme, liegt nämlich bei Paypal. Außerdem kann man nur auf ein anderes Paypal-Konto und nicht auf ein “normales” Bankkonto überweisen. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass der Verkäufer kein Paypal-Konto hat. Der telefoniert ja auch noch aus der Telefonzelle.
Mir reichts
Es wurde mir zu bunt. Deshalb entschied ich mich, vom Kauf zurückzutreten. Ob das bei einem Privatverkauf so einfach möglich ist, weiß ich nicht. Grundsätzlich ist durch die Einigung von Käufer und Verkäufer ein Kaufvertrag zustande gekommen. Aber was solls – verklag mich doch. Ich wäre auch so freundlich und würde ihm die Gründe dafür erklären. Nämlich dass es grob fahrlässig wäre, ihm Geld auf sein Konto, das Konto seiner Freundin oder seinem Fressnapf-Punktekonto zu überweisen. Außer er schickt mir die Inspire per Nachnahme. Falls es denn überhaupt eine Inspire gibt. Davon gehe ich aber mal nicht aus.
Nichts geht mehr
Das habe ich dann auch gemacht. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob der Verkäufer das noch lesen konnte. Weil sein Profil gesperrt ist. Ich wollte nämlich gerade nachschauen, was aus dem zweiten Artikel, den er reingestellt hat, geworden ist. Aber irgendwie hat sich sein Profilbild stark verändert (siehe oben).
Denk mit!
Ich möchte wissen, wie viel Geld hier verloren geht. Wie viele Käufer fallen auf so eine Masche rein? In meinem Fall ging es um 850 Euro, das ist nicht wenig. Und dann diese Hartnäckigkeit. Für jeden Vorschlag von meiner Seite kam irgendein fadenscheiniger Grund, warum das nicht so geht. Das ist professionell. Nur bin ich zum Glück nicht darauf reingefallen. Wenn ich mir in Zukunft eine gebrauchte Inspire kaufe, fahre ich hin und hole es mir ab. Ist besser so.
Danke für den humorvollen Beitrag! Echt tragisch, aber meisterlich gehandelt von deiner Seite 🙂
Grüsse aus Zürich