Denke einmal an die Zeit zurück, wo am Ende des letzten Jahres jeder irgendwie verrückt wurde. Wenn du nicht weißt, was ich meine, weil dir dazu ungefähr hundert Geschichten einfallen, hier ein kleiner Tipp: Es war im Dezember 2018, wo ein ganzer Flughafen für drei Tage lahmgelegt wurde, weil jemand eine Drohne gesehen hat. Ein Fenstermonteur und seine Frau wurden als Verdächtige festgenommen und verhört, obwohl sein Chef gesagt hat, dass er zum fraglichen Zeitpunkt arbeiten war. Ein Polizist hat selbst gesagt, dass sie keine Bilder oder Videos von einer Drohne hätten und das Ganze nur ein Irrtum sein könnte.
Was war passiert?
Am 19. Dezember 2018 wurde um neun Uhr am Abend der Flughafen Gatwick gesperrt, weil jemand eine Drohne gesehen hatte. Flughafenpersonal, Security und Polizei haben sich daraufhin auf die Suche gemacht, aber nichts gefunden. Weil das aber ein wenig dauert, bis man einen ganzen Flughafen durchsucht hat, wurde der Flugbetrieb erst gegen drei Uhr in der Früh wieder aufgenommen. Nur 45 Minuten später wurde er aber wieder eingestellt, weil schon wieder jemand eine Drohne gesehen hat.
Langsam, aber sicher wurden die Passagiere ungeduldig. Eigentlich wollten sie nach Disneyland, jetzt saßen sie auf einem britischen Flughafen fest. Acht Stunden lang suchten alle nach einer Drohne, selbst das Militär war inzwischen mit dabei. Weil wieder nichts gefunden wurde, hoben um elf Uhr die Flieger wieder ab. Aber nur bis fünf Uhr nachmittags. Dann war wieder Schluss, weil jemand eine Drohne gesehen hat.
Jetzt reichte es dem Flughafen und dem Militär. Letztere setzten Störsender ein, die eigentlich für den Kampf gegen die IS entwickelt wurden. Gegen Drohnen, die vielleicht gar nicht da waren. Ab halb Sieben konnte deshalb der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden. Die Leute waren glücklich, Disneyland war gesichert.
Clowns und Drohnen
Ungefähr 150.000 Leute waren am Flughafen gestrandet, 1.000 Flüge wurden gestrichen. Flughafenpersonal, Security, Polizei und Militär suchten teilweise mit professionellen Geräten wie dem DJI Aeroscope nach den Verursachern. Doch nur 115 Sichtungen wurden gemeldet, davon gelten 93 als gesichert. Erschwerend kommt hier aber noch dazu, dass die Polizei mit „guten“ Drohnen nach den „bösen“ Drohnen gesucht haben. Ein Polizist hat eingeräumt, dass sich ein Teil der Drohnensichtungen auch auf die polizeieigenen Drohnen bezogen hat. Gefunden wurde in der näheren Umgebung nur eine abgestürzte Drohne – und hier ist nicht sicher, ob die schon länger dort gelegen hat.
Das Ganze erinnert an eine andere Geschichte, die ein paar Jahre zurückliegt. 2016 geisterten Horror-Clowns durch die Medien, die angeblich wahllos andere Menschen erschreckten und gewalttätig wurden. Immer mehr Sichtungen wurden gemeldet, Hetzjagden gegen Clowns wurden veranstaltet – und sogar ein Junge, der als Vampir verkleidet war, wurde niedergestochen.. Außer ein paar Trittbrettfahrern wurde kein einziger dieser “Horrorclowns” jemals tatsächlich bestätigt. Im Gegenteil – Meldungen von Sichtungen stellten sich im Nachhinein als Fake heraus.
Wo sind die Bilder?
Stell dir mal folgendes vor: Auf einem Flughafen sitzen 150.000 Menschen fest, die in Urlaub fliegen. Jeder hat ein Smartphone, viele haben ihre Foto- oder Video-Ausrüstung mit. Hunderte Menschen suchen nach Drohnen. Aber es gibt keine gesicherten Aufnahmen von einer einzigen Drohne. Das hat selbst ein Polizist bestätigt.
Ein paar Fotos geistern schon durchs Internet, das könnte aber genauso ein Schwan sein. Eine spannende Theorie findet man an anderer Stelle: Es könnten auch UFO’s gewesen sein. Genau, ziemlich wahrscheinlich.
Wozu das Ganze?
Einmal angenommen, dass es die Drohnen wirklich gegeben hat. Wozu sollte das gut sein? Ein terroristischer Hintergrund wurde schnell ausgeschlossen, weil sich anscheinend niemand dazu bekannt hat. Terroristen gehen in der Regel auch anders vor, die sprengen dann meistens irgend etwas in die Luft.
Schnell wurden neben den gefährlichen Fenstermonteuren auch Umweltaktivisten verdächtigt. Die wollten offensichtlich saubere Luft zu Weihnachten haben. Weder Greenpeace noch der WWF haben sich dazu bekannt, also ist das auch ziemlich unwahrscheinlich. Es hat wenig Sinn, so eine Aktion zu starten, wenn man nachher nichts dazu sagt. Und das hat niemand.
War das nur gespielt?
Kann es sein, dass hier etwas inszeniert wurde, von wem auch immer? Das glaube ich nicht. Es ist verständlich, dass ein Flughafen wegen einer Drohnensichtung gesperrt wird. Das Risiko für die Passagiere ist zu groß. Deshalb sind Flughäfen auch in der Regel No-Fly Zonen. Nur war in diesem Fall der Zeitpunkt eher ungünstig.
Gatwick war wegen der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage am Limit, die Situation war sowieso schon angespannt. Dann wird auch noch der Flugbetrieb eingestellt, tausende Menschen saßen fest. Das Chaos nahm seinen Anfang, die Medien hatten etwas zu berichten und das Thema verbreitete sich schnell rund um die Welt. Die besten Voraussetzungen für einen Hype.
Das Thema war schnell wieder aus den Medien draußen. War ja Weihnachten, da gab es wichtigeres zu berichten. Dann war da auch noch ein Jahreswechsel, der musste auch gebührend gefeiert werden. Aber letzte Woche gings dann wieder los – mit Arbeiten und mit Drohnensichtungen. Dieses Mal über Heathrow. War aber schnell wieder erledigt – Weihnachten ist ja schon vorbei…
Was davon bleibt
Das einzige, was von der ganzen Geschichte bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack. Es entsteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, dass Drohnen gefährlich sind, weil sie einen ganzen Flughafen lahmlegen und den Leuten die Weihnachtsfeiertage vermiesen können.
Liebe Leute, keine Panik. Drohnen sind harmlos. Auch die Piloten sind vernünftig. Der Großteil will einfach nur Spaß haben, tolle Fotos und Videos machen oder einfach nur herumfliegen. Natürlich nicht in der Nähe eines Flughafens. Und für all jene, die das trotzdem tun: Ihr seid Idioten.