Farbkorrektur für Anfänger

Früher hab ich es nicht gemacht, heute ist es ein fixer Bestandteil meiner Arbeit: Farbkorrektur. Bis vor ein paar Jahren habe ich mich gar nicht damit beschäftigt. Aber irgendwann ist mir aufgefallen, dass meine Videos irgendwie anders ausschauen als die im Fernsehen. Und es lag nicht am Fernseher. Dabei gehts bei der Farbkorrektur um mehr als nur die Farben angleichen.

Wenn ich mal schnell ein video mit dem Handy aufnehme und dann auf Instagram oder Facebook hochlade, brauche ich mich überhaupt nicht um die Farben kümmern. Es reicht, wenn ich die verfügbaren Filter von Instagram oder Facebook verwende. Aber was ist, wenn ich mehrere Clips habe, die ich auch noch mit verschiedenen Kameras aufgenommen habe?

So bunt

Bunte Luftballone
Irgendwo weinte ein Kind

Beim neuesten Video von wieselfilm haben wir an zwei verschiedenen Tagen mit drei unterschiedlichen Kameras gefilmt. Einmal DJI Osmo, einmal DJI Mavic Pro und einmal Canon EOS 77D. Die beiden DJI-Kameras haben die Möglichkeit, dass ich das Farbprofil einstelle, also mit welchen Farben das Video aufgenommen wird. Für die Nachbearbeitung ist D-LOG die erste Wahl. Die Aufnahme schaut unbearbeitet ziemlich flach und grau aus, mit der Farbkorrektur kann ich das aber ausgleichen.

Anders bei der Canon EOS. Hier kann ich das Farbprofil nicht ändern. Die Aufnahme kommt mit (im Vergleich zum D-Log) extrem knalligen Farben daher. Wenn ich jetzt die drei Aufnahmen zu einem Clip schneide, muss ich was machen.

Mach es platt…

Rostiger Bagger
Typisch Fiat – rostig

Zuerst einmal mussten die einzelnen Clips platt gemacht werden. Dabei werden die Farben reduziert, Kontrast, Schwarz, Weiß und die Zwischentöne angeglichen und das Bildrauschen entfernt. Sauber machen und abstauben sozusagen. Was dabei rauskommt, ist ein ziemlich flaches Bild, das kaum mehr Farben hat.

Würde ich jetzt für die BBC arbeiten, wäre ich schon fertig. Nachdem das aber nicht der Fall war, musste ich weiter arbeiten.

… und dann wieder bunt

Zebras
Hier wurde es schwierig

Jetzt, wo ich durchgängig graue und flache Clips hatte, könnte ich mich wieder an die Farben machen. Und das war der schwierigste Teil, der sehr viel Zeit in Anspruch genommen hat. Besonders das Grün war eine Herausforderung. Davon hatte ich nämlich genug. In einem einzigen Clip von der Mavic Pro habe ich es tatsächlich geschafft, durch drehen der Drohne den Grünton zu verändern. Wie weiß ich nicht, wahrscheinlich lag es am Licht.

Zuerst einmal habe ich bei allen Aufnahmen einen, sagen wir mal “Filter” drüber gelegt. Adobe Premiere hat verschiedene Vorgaben, welche Farben hervorgehoben werden sollen. Im erste Abschnitt habe ich die Farben noch etwas reduziert, im zweiten wollte ich mehr Farben. Das klingt jetzt relativ einfach, war aber eher so ein Prozess mit Filter drüber legen, einzelne Clips korrigieren, Filter wegnehmen, feststellen, dass es scheiße aussieht und wieder von vorne beginnen.

Ich bin zu kritisch

Mark Twain schwarz weiß
Mark Twain hatte gar keine Farben

Zwischenzeitlich habe ich schon daran gedacht, dass ich Farbenblind bin. Nicht komplett, aber ein bisschen. Es ist ja sogar wissenschaftlich belegt, dass Frauen Farben besser wahrnehmen als Männer. Das hat irgendwas mit Zäpfchen und Stäbchen im Auge zu tun und ist auch der Grund, warum Pink überhaupt existiert. Für Männer ist das rosa.

Nach mehreren Stunden Farbkorrektur musste ich mal eine Pause einlegen. Am nächsten Tag hab ich mir dann das Ergebnis vom Vortag angesehen. War ernüchternd. Da war zu viel gelb drinnen, dort zu viel orange und ich hatte dreiundzwanzig verschiedene Grün-Töne drinnen. Ich hasse Grün. Aber nach ein paar Korrekturen habe ich es für ausreichend gut befunden. Es ist nicht perfekt, aber man muss es ja nicht übertreiben.

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