Wenn du ein Video aufnimmst, dann geht es nicht nur darum, die Kamera einzuschalten und aufzunehmen. Da kommt es auch auf die Einstellungsgröße, Kamerawinkel und Bewegung an. Denn damit kannst du deiner Aufnahme auch noch mehr Ausdruck verleihen. Wenn du zum Beispiel von oben nach unten filmst – also aus der Vogelperspektive – dann vermittelt dein Darsteller unbewusst ein Gefühl der Schwäche. Umgekehrt, aus der Froschperspektive, erscheint dein Motiv dagegen dominant und stark.
Heute beschäftigen wir uns mit dem, was deiner Aufnahme mehr Ausdruck verleiht: Einstellungsgröße, Perspektive und Bewegung. Und wie du diese Dinge gezielt einsetzen kannst.
Die richtige Einstellungsgröße wählen
Die Einstellungs- oder Aufnahmegröße bestimmt, wie viel von einer Szene oder Person zu sehen ist. Damit kannst du nicht nur die Bildkomposition beeinflussen, sondern auch die emotionale Wirkung auf die Zuschauer. Diese Einstellungsgrößen gibt es:
- Totale: Sie zeigt die gesamte Umgebung und gibt einen Überblick. Ideal für Landschaften, um Locations einzuführen oder die Atmosphäre einer Szene zu etablieren.
- Halbtotale: Hier wird der Mensch oder das Hauptobjekt in voller Körpergröße gezeigt. Sie eignet sich gut, um Handlungen und Bewegungen darzustellen.
- Amerikanische Einstellung: Vom Kopf bis zu den Knien sichtbar. Berühmt aus Western-Filmen, ideal für Actionszenen oder Dialoge, bei denen Gestik wichtig ist.
- Halbnahe Einstellung: Der Bildausschnitt zeigt die Person vom Kopf bis zur Hüfte. Das betont sowohl Mimik als auch Körpersprache.
- Nahe: Das Gesicht oder ein Detail wird hervorgehoben. Diese Einstellung ist perfekt, um Emotionen sichtbar zu machen.
- Großaufnahme: Ein extremes Heranzoomen auf Details, wie Augen, Hände oder Gegenstände. Hier entsteht oft ein starker Fokus auf Gefühle oder wichtige Hinweise in der Handlung.
Ein gekonnter Wechsel zwischen den Einstellungsgrößen erzeugt Dynamik und hält die Zuschauer bei der Stange. Besonders in Videos mit mehreren Szenen lohnt es sich, unterschiedliche Einstellungen zu kombinieren, um Abwechslung zu schaffen.
Die Perspektive: Wo steht die Kamera?
Die Perspektive, also der Blickwinkel der Kamera, bestimmt, wie die Zuschauer das Geschehen erleben. Verschiedene Perspektiven erzeugen unterschiedliche Wirkungen:
Normale Perspektive: Die Kamera ist auf Augenhöhe des Motivs. Sie wirkt neutral und eignet sich für Gespräche und Alltagsszenen.
Froschperspektive: Die Kamera filmt von unten nach oben. Das lässt das Motiv mächtig, dominant oder beeindruckend wirken.
Vogelperspektive: Der Blick von oben nach unten schafft Distanz und Überblick. Es kann auch ein Gefühl von Schwäche oder Isolation vermitteln.
Over-Shoulder-Perspektive: Hier schaut man über die Schulter einer Person. Das eignet sich hervorragend für Dialoge oder Szenen, bei denen der Zuschauer das Gefühl haben soll, mitten im Geschehen zu sein.
Subjektive Kamera: Die Kamera zeigt, was der Charakter sieht. Diese Technik zieht die Zuschauer direkt in die Handlung hinein.
Dutch Angle (schräger Winkel): Hier ist die Kamera leicht gekippt. Das erzeugt Unruhe und Spannung – ideal für Thriller oder Szenen, die Chaos ausdrücken sollen.
Durch die bewusste Wahl der Perspektive kannst du lenken, was deine Zuschauer fühlen sollen, und den Fokus gezielt auf bestimmte Aspekte der Handlung richten.
Bewegung: Dynamik durch Kameraführung
Kamerabewegungen bringen Leben in deine Aufnahmen. Je nachdem, wie und wohin sich die Kamera bewegt, verändert sich die Wahrnehmung der Szene:
Schwenk: Die Kamera bleibt an einer Stelle und bewegt sich horizontal (nach links oder rechts). Das eignet sich, um einem Objekt zu folgen oder eine Szene zu überblicken.
Neigen: Ähnlich wie der Schwenk, nur dass sich die Kamera vertikal bewegt (nach oben oder unten). Ein langsames Neigen kann etwa eine Person oder ein Gebäude einführen.
Kamerafahrt: Hier bewegt sich die gesamte Kamera, meist auf einem Stativ mit Rollen, einem Gimbal oder einem Slider. Eine Kamerafahrt schafft fließende, ruhige Bewegungen und wirkt oft sehr professionell.
Zoom: Das Heranzoomen oder Herauszoomen eines Motivs. Ein Zoom kann Aufmerksamkeit erzeugen oder die Distanz betonen. Allerdings wirkt ein optischer Zoom oft statischer als eine echte Bewegung.
Verfolgungsfahrt: Die Kamera folgt einer Person oder einem Objekt. Das sorgt für Dynamik und lässt den Zuschauer hautnah dabei sein.
Handkamera: Hier wird die Kamera aus der Hand geführt. Das leichte Wackeln der Aufnahme wirkt authentisch und ist besonders beliebt in Action- oder Doku-Formaten.
Eine ruhige Kamerabewegung führt die Aufmerksamkeit des Zuschauers sanft durch das Bild. Eine hektische oder ruckartige Bewegung hingegen erzeugt Spannung und Dynamik, passt aber nicht zu jeder Szene.
Zusammenspiel für starke Videos
Die Kunst liegt darin, Einstellungsgröße, Perspektive und Bewegung harmonisch miteinander zu kombinieren. Beginne beispielsweise mit einer Totalen, um die Szene zu etablieren, wechsle dann zu einer Halbnahen, um die Handlung näher zu zeigen, und beende mit einer Nahaufnahme, die die Emotionen einfängt. Nutze unterschiedliche Kamerabewegungen, um den Szenenfluss lebendig zu halten, und setze gezielt Perspektivwechsel ein, um Emotionen zu unterstreichen.
Wenn du diese drei Elemente – Einstellungsgröße, Perspektive und Bewegung – gekonnt einsetzt, werden deine Videos nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch erzählerisch stärker. Experimentiere mit verschiedenen Einstellungen, finde deinen eigenen Stil und verleihe deinen Videos damit den letzten Schliff.