Stell dir einmal vor, du siehst einen Typen auf einer Wiese herumlaufen, der wie wild mit seinen Armen fuchtelt und von einem Geräusch begleitet wird, das wie ein Schwarm wild gewordener Hummeln klingt. Das er wirklich von einem Schwarm Hummeln verfolgt wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Denn Hummeln können ja eigentlich gar nicht fliegen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der Typ seine Drohne mit Gesten steuert. Das geht nämlich wirklich.
Gestensteuerung bei Drohnen gibt es schon länger, hauptsächlich im Spielzeugbereich. Aber auch größere Modelle wie zum Beispiel die DJI Spark oder die Mavic Air haben eine Gestensteuerung mit an Bord. Dieses „SmartCapture“ genannte Feature kann die Drohne abheben und fliegen lassen und macht mit einer Geste ein Foto von dir und deinen Freunden. Genau dafür ist es auch gedacht.
Was kann die Gestensteuerung jetzt schon?
Die DJI Spark, die schon ein paar Jährchen auf den Buckel hat, war eigentlich das erste Modell von DJI, wo die Gestensteuerung so richtig zur Geltung gekommen ist. Die Drohne war hauptsächlich für einsame Menschen gedacht, die sonst niemand fotografieren oder filmen würde. Denn die Spark kannst du mit Gesten starten, in Position bringen, ein Foto schießen und wieder sicher landen lassen. Ohne Fernsteuerung und ohne Freunde. Eben die Selfie-Drohne für Singles schlechthin.
Eine präzise Steuerung lassen die Gesten aber nur bedingt zu. Die Drohne darf nicht zu weit weg sein, die Kamera muss die Gesten auch eindeutig erkennen können. Das ist der Nachteil bei einem rein optischen System. Die Drohne wertet die aufgenommenen Bilder aus und interpretiert sie. Wenn du jetzt zu weit weg bist oder dich vom Hintergrund zu wenig abhebst, dann funktioniert die Gestensteuerung eben nicht.
Die Zukunft schaut ein bisschen anders aus
Forscher am Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory (CSAIL) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben mit “Coduct-A-Bot” ein System entwickelt, das eine präzise Gestensteuerung von Drohnen erlaubt. Möglich machen das an den Armen getragene Sensoren. Damit soll die Steuerung natürlicher und intuitiver werden. “Uns schwebt eine Welt vor, in der Maschinen den Leuten mit physischen und kognitiven Aufgaben helfen und sich dazu an die Menschen anpassen statt umgekehrt”, sagt CSAIL-Leiterin Daniela Rus.
Das neue System setzt auf Bewegungssensoren und Muskelstrom-Messung (Elektromyographie). Nutzer tragen die nötigen Sensoren einfach direkt am Arm. Algorithmen interpretieren deren Daten in Echtzeit, um Steuergesten ohne vorheriges nutzerspezifisches Training zu erkennen. Das soll auch Amateuren die Kontrolle erleichtern, denn die Drehung des Arms, eine geballte Faust oder Unterarmbewegungen werden damit zu Anweisungen, wie und wohin die Drohne fliegen soll. Beispielweise könnte eine Armbewegung in Richtung eines Freundes anzeigen, dass die Drohne zu ihm fliegen soll oder ein Winken zur Seite, dass sie in diese Richtung abbiegen soll.
Einfach den Weg weisen
Das Team testete sein System mit einer Bebop 2 von Parrot. Dabei galt es, einen Hindernisparcours aus Ringen abzufliegen. Bei diesen Tests reagierte die Drohne auf immerhin 82 Prozent von über 1.500 Gesten richtig. Sollte das System einfach nur Gesten klassifizieren, statt in Echtzeit die Drohne zu steuern, konnte es sogar deutlich über 90 Prozent der Gesten korrekt erkennen. Das nährt die Hoffnung, dass die Conduct-A-Drone wirklich als Plug-and-Play-Lösung für die Drohnen-Gestensteuerung geeignet ist.
Der Ansatz ist allgemein für die Robotik interessant, indem er Maschinen hilft, nonverbale Kommunikation besser zu erfassen. “Diese Art von System könnte die Interaktion mit Robotern ähnlicher mit jener zu einem anderen Menschen machen”, erklärt Joseph DelPotro, Erstautor eines anlässlich der ACM/IEEE International Conference on Human Robot Interaction erscheinenden Papers über das System. Dies könnte Barrieren für den Umgang mit Robotern, insbesondere durch Nutzer ohne Fachkenntnisse abbauen, beispielsweise in Pflege und Industrie.
Hat das Zukunft?
Eine Drohne mit einer Fernbedienung zu fliegen, ist sicherlich weniger intuitiv als mit Gesten. Aber wenn man es oft genug macht, dann kann man jetzt schon seine Drohne sehr präzise fliegen. Bis eine präzise Gestensteuerung auch wirklich reif für den Markt ist, werden sicherlich noch ein paar Jahre vergehen.
Ob sie sich auch wirklich durchsetzen wird, steht natürlich noch in den Sternen. SmartCapture von DJI hat sich auch nicht wirklich durchgesetzt, im Gegenteil. Inzwischen kannst du eine noch präzisere Fernbedienung, den DJI SmartController, für deine Drohne kaufen.
Würdest du eine Drohne mit Gestensteuerung kaufen oder hast du doch lieber eine Fernbedienung in der Hand? Schreibs uns doch in die Kommentare.