Digitalisierung, digitale Transformation – ich kanns schon nicht mehr hören. Jeder spricht davon. Das Wort wird so oft verwendet, dass man denkt, es wäre neu. Dabei gibt’s das schon lange. Digitalisierung ist nichts anderes, als analoge Werte in digitale Informationen umzuwandeln. Das haben wir schon vor dem digitalen Zeitalter gemacht, und das gibt’s seit 2002.
Was hat Digitalisierung dann eigentlich mit Filmemachen zu tun? Viel. Vor kurzem bin ich beim Stöbern auf willhaben.at, der österreichischen Variante von ebay & Co, auf eine Anzeige gestoßen, wo ich tatsächlich überlegt habe, mir das zu kaufen. Da gab es nämlich einen JVC JXSV77 Video Editing Processor. Kennst du nicht? Egal, ich habs auch nicht gekannt.
Beim Recherchieren im Internet bin ich dann draufgekommen, was das ist. Ein eigenes Gerät zum Schneiden von Videos. Da kannst du mehrere Videorecorder als Eingang anschließen und einen Videorecorder als Ausgang. Gut, ich habe nicht mal einen Videorecorder, geschweige denn drei. Aber als Staubfänger im Regal hätte sich der schon gut gemacht.
Von Analog zu digital
Für die jüngere Generation, damit meine ich die in den 90ern Geborenen, hier nur mal kurz zur Erklärung: Früher, vor eurer Zeit, gab es noch kein Youtube, geschweige denn ein Internet. Das war so die Zeit zwischen „Juhu, endlich Farbfernsehen“, Sat-Fernsehen und Commodore 64 spielen. Videos wurden damals noch auf Kassetten aufgenommen, mussten in mühevoller Handarbeit wirklich „geschnitten“ und anschließend wieder auf eine Kassette überspielt werden.
Ich war damals noch eher damit beschäftigt, im Dreck herum zu hüpfen als Videos zu machen. Trotzdem kannte ich jemanden, der eine komplette Videoschnitt-Ausrüstung daheim hatte. Vielleicht sogar heute noch hat, ich weiß es nicht. Da waren alle möglichen Dinge dabei – Titelgeneratoren, Schneidepult, Schnittcomputer und so weiter. Es war nicht nur ein Riesen Aufwand, Videos zu schneiden, es war auch ein teurer Spaß. Und die Qualität wurde jedes Mal schlechter. Weil du beim überspielen Verluste hattest.
… über halbwegs digital
Bevor der Sprung von analogen Aufnahmen auf Kassetten zur Aufnahme auf SD-Karten kam, gab es noch den miniDV Zwischenschritt. Digitale Aufnahmen auf Kassetten. Das hatte den Vorteil, dass die Menschen Zeit bekommen, sich an die Digitalisierung zu gewöhnen. Die Bildqualität war besser, das Signal konnte ohne Umwege über irgendwelche Konverter-Karten direkt an den PC übertragen werden. Ohne Qualitätsverluste. Es dauerte aber genauso lange wie beim überspielen von den analogen Kassetten. Eine 60-Minuten Kassette brauchte auch tatsächlich 60 Minuten.
Ich habe mir damals eine Panasonic miniDV-Kamera und Pinnacle Studio in der Version Steinzeit gekauft und dann drauf los geschnitten. Hochzeitsfilme. Zu mehr hatte ich keine Zeit – weil das überspielen ja so lange gedauert hat.
Ich liebe die Digitalisierung
Heute geht Videoschneiden schneller, einfacher, günstiger und in einer besseren Qualität. Zum Aufnehmen habe ich bessere Kameras, die in unglaublicher Qualität aufnehmen. Dank Youtube, vimeo und Co muss ich auch nicht jedes Mal meine Verwandten und Freunde quälen, wenn ich ein neues Video rausgebracht habe. Die kriegen den Link einfach per WhatsApp. Danke Digitalisierung.